Gastbeitrag

Eine Datennutzungspolitik für Alle

Vielfältige Interessen und Bedürfnisse treffen bei der Nutzung von Daten aufeinander. Wie eine künftige Datennutzungspolitik im Bildungssystem aussehen könnte, erarbeitet Educa zurzeit. Sie schafft die Voraussetzungen für einen sicheren und ethisch angemessenen Umgang mit Daten im Bildungswesen und ermöglicht deren gezielte Nutzung. Educa arbeitet dafür mit unterschiedlichen Projekten, wie Profolio, zusammen.

Nelly Buchser
Nelly Buchser
1. Juli 2023
www.educa.ch

Im Auftrag der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) sowie des Staatssekretariats für Forschung, Bildung und Innovation (SBFI) wurden wir mit der Entwicklung einer Datennutzungspolitik beauftragt. Das erklärte Ziel: Eine schweizweite Datennutzungspolitik (mit Schwerpunkt: Volksschule und Sekundarstufe II) sorgt im Rahmen des existierenden Datenschutzes für einen sicheren und ethisch angemessenen Umgang mit Daten im Bildungswesen und ermöglicht ihre gezielte Nutzung. 

Die Entwicklung einer Datennutzungspolitik stützt sich auch auf den Grundlagenbericht «Daten in der Bildung – Daten für die Bildung». Dieser identifiziert Handlungsfelder und formuliert Entwicklungsansätze, um Daten bewusst zu nutzen.

Unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse

Im Umgang mit Daten eröffnen sich Spannungsfelder. Einerseits geht es darum, die digitale Integrität der Datensubjekte, das heisst der Lernenden, der Lehrperson wie auch der Schule zu bewahren. Andererseits sind innovative Lösungsansätze, welche den individuellen und systemischen Bildungserfolg zu verbessern versprechen, zunehmend auf Daten angewiesen. Da treffen ganz unterschiedliche – oftmals auch kontroverse – inividuelle und kollektive Interessen und Bedürfnisse aufeinander. Wem oder was soll der Vorrang gegeben werden: dem Einzelnen oder dem Gemeinwohl? Den kommerziellen oder den pädagogischen Interessen? Dem Mensch oder der Technik? Dem Schutz oder dem Nutzen? Den Innovationsfreudigen oder den Systemgebundenen?

Eine Datennutzungspolitik kann nicht top-down entwickelt werden. Die betroffenen Anspruchsgruppen und ihre Anliegen müssen einbezogen werden.

Video: Lernende sowie Personen aus der Forschung, der Bildungspraxis und dem Bildungsmarkt geben einen Einblick in ihre Erwartungen an eine schweizweite Datennutzungspolitik und ihre Herausforderungen im Umgang mit Daten.

Datennutzungspolitik als Brückenbauerin

Eine Datennutzungspolitik versteht und respektiert die Handlungslogiken der einzelnen Akteure in Verwaltung, Forschung, Markt und Schule. 

Als Brückenbauerin versucht sie zu vermitteln, indem sie gemeinsame Ziele und Grundregeln für einen kohärenten Umgang mit Daten definiert (und gegebenenfalls durchsetzt). Der Handlungsspielraum der beteiligten Akteure soll dabei nicht unnötig beschränkt werden, auch um innovative Ansätze zur Nutzung dieser Daten zu ermöglichen.

Eine übergreifende Vision und verbindende Ziele werden in einer Datennutzungspolitik um kontextspezifische Massnahmen ergänzt. Vorschläge für solche erarbeitet Educa zurzeit gemeinsam mit den betroffenen Akteuren im Programm für Datennutzungsprojekte und auf der Grundlage von Anfragen bei der Anlaufstelle für Datennutzung und Datenschutz.

Eines der Projekte, das wir begleiten, ist Profolio. Ziel des Projekts ist ein transparenter, sicherer sowie selbstbestimmter Umgang mit diesen Daten. Dafür werden die Datenflüsse und Schnittstellen dokumentiert sowie analysiert mit dem Ziel Rechtskonformität sicherzustellen. Weiter sollen mögliche ethische Fragestellungen identifiziert und eine gezielte Auseinandersetzung mit ihnen angestossen werden.