Am Talent-Campus in Winterthur treffen schulische Ausbildung und sportliche sowie künstlerische Spitzenleistungen aufeinander. Jugendliche, die eine Karriere als Profi-Fussballer:in, BMX-Racer:in oder Künstler:in anstreben, besuchen hier die Sekundarstufe – mit einem besonderen Fokus: ihren sportlichen oder künstlerischen Weg weiterzugehen, ohne die Schule aus dem Blick zu verlieren.
Der Alltag am Talent-Campus ist intensiv. Viele Jugendliche investieren wöchentlich 20 Stunden oder mehr in ihr Training. Die schulische Ausbildung muss sich diesem Rhythmus anpassen.
«Die Schule ist für viele nicht das Wichtigste – das ist ihr Talent. Trotzdem müssen sie einen Abschluss machen», erklärt Michael Hasler, Lernhausleiter am Talent-Campus Winterthur. Die Herausforderung: Berufswahlunterricht so zu gestalten, dass er auch mit diesem Lebensstil vereinbar ist.
Hasler berichtet, dass früher klassische Berufswahlmethoden im Einsatz waren – mit Präsenzunterricht, festen Zeiten und wenig Flexibilität. Das habe nicht funktioniert:
«Ich habe eine Schülerin, die habe ich noch nie im Berufswahlunterricht gesehen – sie trainiert zu viel.»
Deshalb setzte das Team des Talent-Campus Winterthur auf ein flexibles, digitales Lernangebot, das zeit- und ortsunabhängiges Lernen erlaubt.
Die Schüler:innen selbst berichten, dass sie nun regelmässig am Freitagnachmittag am Berufswahlunterricht teilnehmen – und dort verschiedene Berufe kennenlernen, die sie vorher gar nicht kannten. Jara erzählt: «Ich habe mit Profolio Berufe entdeckt, dich sonst vermutlich nie kennengelernt hätte.»
Bei vielen Jugendlichen gilt da KV als besonders gut mit dem Sport vereinbar. Auch handwerkliche Berufe wie Schreiner oder soziale Berufe wie Fachmann Betreuung sind durch die persönliche Auseinandersetzung mit sich selbst in den Fokus gerückt.
«Wir setzen auf Blended Learning – also eine Kombination aus Online- und Präsenzlernen», sagt Michael Hasler. Die Jugendlichen können in ihrem eigenen Tempo arbeiten: Einige sind bereits in der Bewerbungsphase, andere sammeln noch Informationen. Der digitale Ansatz erlaubt es den Lernbegleiter:innen, individuell zu unterstützen – auch aus der Ferne.
Eine weitere Besonderheit: Die Jugendlichen haben im Rahmen des Unterrichts visualisiert, wer sie sind und was sie antreibt – ein «Psychogramm der Schule», wie Hasler es nennt. Dabei zeigte sich klar: Der Fokus liegt auf dem Talent, nicht auf der Schule.
Doch genau das sei ein Erfolg, meint er: «Es wäre doch seltsam, wenn ein angehender Tänzer oder eine junge Fussballerin sagen würde, die Schule sei das Wichtigste. Ihr Fokus ist richtig gesetzt – und dafür braucht es eine Schule wie unsere.»
Hasler schätzt besonders die Zielstrebigkeit seiner Schüler:innen. Im Vergleich zu anderen Schulen beobachtet er ein starkes Engagement: «Das Mindset ist ganz klar: Ich will gewinnen.»
Der Talent-Campus Winterthur zeigt exemplarisch, wie Berufswahl auch unter besonderen Rahmenbedingungen gelingen kann – wenn Schule bereit ist, sich an die Lebensrealitäten ihrer Lernenden anzupassen.
Blended Learning kombiniert digitale Lerninhalte mit klassischem Präsenzunterricht, sodass Jugendliche selbstgesteuert in ihrem eigenen Tempo arbeiten und gleichzeitig von der persönlichen Begleitung durch Lehrpersonen profitieren. Dieser Ansatz macht Berufswahlunterricht flexibler und stärker auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet.
